Um 5 Uhr morgens klingelte der Wecker und riss uns aus unseren Badeurlaub-Träumen. Ein alter LKW mit aufgebauter Passagierkabine, unser Transportmittel raus aus dem Nationalpark, fuhr bereits um 6 Uhr morgens von Jericoacoara nach Jijoca. Doch bevor es soweit war, mussten wir noch mit unserem gesamten Gepäck 20 Minuten durch den Sand stapfen. Etwas „Gutes“ hatte das Ganze; wir konnten so endlich ein erstes Mal die Rucksackfunktion unseres Reisegepäcks testen. Es machte einen unglaublichen Spass... auf den ersten 10 Metern... Fazit des "Guten": Wir waren froh, dass wir bis anhin immer die Rollen gebrauchen konnten! ;-)
Nachdem uns der klapprige, alte LKW mit ohrenbetäubendem Getöse eine Stunde entlang des Strandes und aus dem Nationalpark geschüttelt hatte, konnten wir endlich in einen komfortablen Bus umsteigen. In Fortaleza angekommen und vom Taxi in unserem neuen Appartement abgeladen, mussten wir uns aber erst einmal mit unserer neuen Situation zurechtfinden. Fortaleza ist die fünftgrösste Stadt Brasiliens und beherbergt über 2 Mio. Einwohner! Verglichen mit unserer letzten Destination kam uns die Grossstadt so richtig bedrückend vor. Die riesigen, teilweise kaputten Gebäude, der viele Grossstadtdreck und Strassenpenner waren wir uns einfach nicht mehr gewohnt. Wir entschlossen uns daher, den Abend ruhig in unserem sterilen Apartment zu verbringen und kauften uns vom Quartierladen feine Pasta und ein paar Pouletfilets. Doch... oh Schreck, als wir die Pasta ins kochende Wasser schütteten, bemerkten wir, dass da bereits jemand anderes seinen Hunger gestillt hatte. Die feinen Farfalle waren mit toten Käfern übersät! Was für ein Glück, dass wir ja noch unsere „Sicherheits-Vorratpasta“ hatten, welche den Abend köstlich rettete.
Während unseres kurzen Aufenthalts in Fortaleza badeten wir an den langen Stadtsandstränden (für Stadtstrände waren diese wirklich schön!), besichtigten den überfüllten Markt, genossen laue Abende bei Livemusik und streunerten durch die Innenstadt. Auffallend war, dass hier wieder einmal alle Branchen ihr Geschäft in der selben Strasse haben. So kauften wir beispielsweise in einer Strasse voller Optiker ein neues Linsenmittel und bezogen in der Strasse voller Banken neue Moneten. Praktisch, diese Gewohnheiten der Brasilianer, diese lassen uns ein langes Suchen oft vermeiden. Ausser wir finden die für unser Anliegen zuständige Strasse nicht... :-)
Unser nächster Stopp war Natal, die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande. Wir buchten uns eine 8-stündige Busfahrt, was mittlerweile ein Klacks für uns darstellt ;-) und fuhren nach Natal. Zum ersten Mal stiegen wir dort in einen öffentlichen Linienbus, um ca. 45 Minuten später in Ponta Negra anzukommen. Glücklicherweise war der Bus fast leer und glich daher eher einem privaten Limousinenservice, der uns mit unzähligen Stopps zu unserer Herberge im touristischen Vorort von Natal fuhr. Ponta Negra gleicht mit seiner langen Strandpromenade und den unzähligen kleinen Restaurants ein wenig einem italienischen Strandort.
Eine grosse Sanddüne und ein historisches Fort sind unter anderem die Sehenswürdigkeiten dieser Gegend. Da wir bereits etliche Sanddünen gesehen hatten, beschlossen wir, einen Tagesausflug zum Fort zu machen. Aber es kam alles anders... . Nach einem langen Fussmarsch entlang der Küste und einer kurzen Besichtigung des Forts - wir hatten dieses kaum verlassen - sprach uns ein pensioniertes Ehepaar aus Rio an. Die beiden Weltenbummler sprachen sogar Englisch und luden uns nach kurzer Zeit ein, sie mit ihrem Mietwagen nach Genipabu, einem Strand im Norden von Natal, zu begleiten. Uns kam dieser Ausflug gerade recht und bescherte uns nicht nur einen interessanten Nachmittag, sondern rettete uns gleich noch vor einem eher langweiligen Stadtbummel in Natal. Mit Jorge und seiner Frau ging es ab über die berühmte Ponte Newton Navarro Brücke zum Strand, wo wir gemeinsam einen feinen Fisch verzerrten.
Am Nachmittag unternahmen wir mit den beiden eine kurze Jeeptour durch die Dünen und genossen viele interessante Gespräche. Die beiden freundlichen Pensionäre fuhren uns am frühen Abend sogar bis zu unserem Hostel zurück und wir verabschiedeten uns herzlich.
Den Rest des Abends verbrachten wir in einer lokalen Pizzeria, wo wir den neu eingestellten Kellner fast zur Verzweiflung brachten. Der arme Kerl verstand keine unserer Sprachen, kannte die Menukarte noch nicht und musste vor jedem Schritt bei seiner Chefin um eine Bestätigung nachfragen oder sie zur Übersetzung holen. So schwitzte sich das nervöse Männlein leider 1.5 h das Hemd voll und hatte alle Hände voll zu tun, obwohl sich neben uns nur noch zwei weitere Gäste im Lokal befanden.
Etwas später an diesem Abend wurden wir, wie so häufig, von einem Strassenverkäufer angesprochen. Er verkaufte u. a. auch Touren in den Süden von Natal. Da diese Touren (komischerweise) preiswerter als der öffentliche Verkehr waren, buchten wir bei ihm ein Tagesausflug nach Pipa, dem kleinen Fischerdörfchen, welches unsere nächste Reisedestination werden sollte. Am frühen Morgen stiegen wir so in einen Bus voller Portugiesen und zweier Reisebegleiter, welche die gesamte Fahrt von nahezu 4 h durchsprachen und den "Bus" mit Witzen unterhielten. Nur zwei europäische Gringos im Bus lachten mangels fehlenden Portugiesischkenntnissen nicht mit. Wir gehen aber davon aus, dass diese zwei nicht viel verpasst haben, denn zahlreiche Portugiesen liessen sich auf der Fahrt trotz dem lauten Geschwafel zu einem Nickerchen hinreissen.
In Pipa angekommen verabschiedeten wir uns von der überraschten Reisebegleiterin und erklärten ihr, dass wir nicht mehr nach Natal zurückfahren werden. Wir schnappten unsere Reisetrollies und schleppten diese über die unzähligen Pflastersteine durch das gesamte Dörfchen hoch zu unserer neuen Bleibe, dem Hotel von DJ Bobo. Oke... das ist ein wenig übertrieben. Das Hotel „Aleman“ gehört Stefan, dem Manager von DJ Bobo.
Die kommenden fünf Tage verbrachten wir wie im Paradies. Entweder genossen wir unser grosses, geräumiges Apartment mit eigenem Sitzplatz oder besuchten einen der drei eindrücklichen Strände. Der wohl schönste und bekannteste nennt sich Praia Madeiro, welcher sich geschützt unter einem bewaldeten Hügel befindet. Der Strand gefällt nicht nur zahlreichen Touristen, sondern wird auch regelmässig von Delfinen besucht, die hier wohl besonders viel zu fressen finden. Beim täglichen beobachten der Delfine wurden wir Zeuge einer Hetzjagt. Ein Delfin verfolgte einen ca. 40 cm langen, durch die Luft flüchtenden Fisch in Richtung Ufer. Sandro realisierte dabei nicht, dass das flüchtende Fischchen gerade ihn als rettenden Felsen ausgemacht hatte und dass der Delfin mit hoher Geschwindigkeit direkt auf ihn zusteuerte. Nur knapp vor der Kollision brach der Delfin seine Jagd ab und verschwand mit einem grossen Platscher ca. 1 m vor dem fassungslosen Sandro....
Wirklich einmal mehr schöne Tage... wir können uns echt nicht beklagen.. ;-)
Kalpperbus in Jeri |
Fortaleza |
Mit dem ÖV nach Ponta Negra |
Strand von Ponta Negra |
Praia do Amor - Pipa |
Praia Madeiro - Pipa |
Leider tot.. aiaiai |
Beachball - seit Pipa unser neues Hobby |
Villa Aleman - unser und DJ Bobos Feriendomizil (oder so ähnlich ;-) |
Italienischer Abend in Pipa auf unserer Terasse |
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