28. August bis 12. September 2016
Noch lange bevor der Bus im Zentrum von Salvador ankam, fuhr er entlang von unzähligen aufeinandergetürmten und heruntergekommenen Häusern, den sogenannten Favelas. Erstmals in Brasilien sahen wir eine so grosse Fläche dieser ärmlichen Verhältnisse, für welche hier die Grossstädte leider bekannt sind. Als völlig gegenteilig erschien uns dann kurze Zeit später das Wohnviertel „Barra“, in welchem sich unsere nächste Unterkunft befand. Es ist traurig zu erkennen, dass der Unterschied zwischen arm und reich so gross ist und sich innerhalb von nur ein paar Metern derart ändern kann.
Wir checkten im Hotel Iglesa bei Neil ein. Der ausgewanderte Engländer war sehr freundlich und wir fühlten uns im Zimmer, gleich neben einem mit viel Liebe eingerichteten Freisitz, von Anfang an wohl. Da Neil sogar einen Netflix Account (Video Streaming Portal) besitzt, beschlossen wir, seit langem wiedereinmal einen Kinoabend zu machen und schauten am selben Abend gleich ein paar Filme. Ach... wie sehr fehlt uns unser Sofa in der gemütlichen Stube teilweise doch sehr.
Am kommenden Tag machten wir einen Stadtausflug in die Innenstadt von Salvador. Die drittgrösste Stadt Brasiliens, welche für ihre afro-brasilianische Kultur bekannt ist, zeigte sich uns dabei von verschiedenen Seiten. Einerseits besuchten wir eindrückliche Kirchen wie z.B. die Kathedrale San Francisco, sahen schöne Plätze und staunten ab den vielen farbigen Gebäuden, welche in die hügelige Landschaft der Stadt gebaut sind. Anderseits bemerkten wir wiedermal den Abfall, der überall herumlag und störten uns ein wenig ab dem urinartigen Geruch, der nahezu in jeder Ecke penetrant in unsere Nasen stieg.
Natürlich fuhren wir auch mit dem 70 m hohen Lift, welcher die Oberstadt mit der Unterstadt verbindet. Dieser ist auf jeder Postkarte zu sehen und sozusagen ein neuzeitliches Wahrzeichen von Salvador.
Nach einem weiteren Tag am Strand von Salvador ging unsere Reise weiter Richtung Süden. Wir wollten nach Morro de Sao Paulo,auf eine kleine Insel südlich von Salvador. Ein Reiseunternehmen, nennen wir es „Sponsor“, holte uns vom Hotel ab und fuhr uns per PW, Fähre, Reisebus und Schnellboot bis zu unserem Ziel. Und dies völlig kostenlos!!! Naja... wir nehmen an, dass die restlichen ~50 Passagiere allesamt bezahlt haben. Bei uns ging dies wohl aber bereits bei der Buchung vergessen und wir erhielten den Voucher einfach so in die Hände gedrückt. DANKE „Sponsor“ :-)
In Morro de Sao Paulo liegen einige der bekanntesten Küstenstrände vom Staat Bahia. Wir genossen über die kommenden paar Tage diese von Kokospalmen gesäumten Traumstrände und liessen uns mehrfach in einem einheimischen kleinen Restaurant verwöhnen. Leider wurde das schon feuchte Klima (~90% Luftfeuchtigkeit) noch feuchter und es regnete fast täglich für ein paar Stunden. Irgendwann war uns dies dann auch egal und wir spielten auch während kurzen Regenschauern weiter Beach-Ball oder genossen einen leckeren Mangosaft in der nächstgelegenen Bar.
Eine Tagestour rund um die Insel führte uns an wunderschöne Strände, Atolle mitten im Meer und kleine unerschlossene Dörfchen. Sandro probierte bei einem Fischverkäufer noch seine erste frische Auster und beschloss nach einem grossen Schlucker, dies in Zukunft zu lassen ;-).
Auf unserem Weg nach Rio de Janeiro machten wir zwei weitere kurze Zwischenstopps. Den ersten in Itacare, einem ehemaligen Fischerort an der Küste Brasiliens. Die Strände in der Umgebung von Itacare sind untypisch für den Nordosten Brasiliens: keine endlosen langen Sandstrände, sondern Buchten, die von felsigen Abschnitten voneinander getrennt sind. So genossen wir drei kurze, aber abwechslungsreiche Tage in verschiedenen Buchten und verzerrten erstmals den frisch gegrillten Käse, der in Brasilien an jeder Ecke von Strandverkäufern angeboten wird. Die Strandverkäufer laufen dabei mit Kühlbox und Grill entlang des Strandes und suchen nach genug verrückten, ääääh hungrigen Touristen. Frisch gegrillt war der Geschmack des zwischen den Zähnen quietschenden Käse erstaunlicherweise ganz ok und da wir auch keine Beschwerden beim kommenden Toilettengang verspürten, setzten wir diesen Snack sofort auf unsere "Gut-Am-Strand-Menükarte".
Den zweiten Stopp, Arraial d'Ajuda, ein Städtchen südlich von Porto Seguro, erreichten wir nach einer weiteren 8-stündigen Busfahrt. Der gepflegte Vorort von Porto Seguro ist wirklich einen Besuch wert. Gebaut auf einem Hügel direkt am Meer sind nicht nur grandiose Ausblicke garantiert. Auch die Innenstadt ist sehr gepflegt und weist eine eindrucksvolle Menge an sehr guten Restaurants auf. ;-) Anmerkung der Redaktion: Es wurden nicht alle getestet! ;-)
Um mit anderen jungen Reisenden unsere Erfahrungen usw. austauschen zu können, hatten wir wieder einmal ein Zimmer in einer Jungendherberge gebucht. Als wir ankamen waren wir aber sehr überrascht... wir waren die Jüngsten in der „Jungend“-Herberge. Eine Gruppe ungefähr 70-Jähriger schaute uns, die jungen Gringos, nur skeptisch an, als wir unser Zimmer bezogen. Keine Spur von anderen, jungen Reisenden... . „Zumindest wird es ein ruhiger Aufenthalt werden“, dachten wir und wurden am kommenden Morgen um 7:00 Uhr prompt eines besseren belehrt! Wer Brasilianer kennt weiss, dass diese ein Gespräch auf 3 m Entfernung in einer Lautstärke führen können, die jeden Mitteleuropäer zusammenzucken lassen. Unsere Mitbewohner waren demnach 100% brasilianischer Abstammung und lebten dies am besagten Morgen auch ausgiebig aus. Gut... standen wir halt früher als gedacht auf.
Das im Vergleich leicht teurere Hostel hatten wir ursprünglich auch aufgrund angepriesener Fahrräder und der zur Verfügung stehenden Küche gebucht. Bei unserer Nachfrage wusste die Hostelmanagerin aber nicht einmal, dass Sie auf der Buchungsplattform kostenlose Fahrräder anbietet... . Somit standen uns diese natürlich auch für die geplante Fahrt entlang des Strandes ins südliche Trancoso nicht zur Verfügung. Jaaa.... nun... egal. Kurze Zeit später liefen wir mit unseren Flip Flops im nassen Sand Richtung Süden und dachten noch „wir schauen mal, wie weit wir kommen“. Über 3 h später und ca. 14 km weiter kamen zwei in Tücher vermummte, halb verhungerte Gestalten bei über 30°C in Trancoso an. Wir konnten gerade noch etwas kleines am Imbissstand essen bevor wir, völlig erschöpft, sofort auf dem ausgebreiteten Badetuch einschliefen.
Die Restaurants in Arraial d'Ajuda sind gut und preiswert. Sie waren sogar so hervorragend, dass wir an vier Abenden nur gerade zwei Menus (Pizza und Filet Mignon*) ausprobieren konnten. Der Hunger trieb uns immer wieder in dieselben beiden Restaurants zurück. Da dies natürlich wiederum die Küche im aktuellen Hostel überflüssig machte (und es gab ja auch noch andere Gründe...) wechselten wir nach zwei Tagen kurzerhand das Hotel und zogen ins preiswertere „Campo Verde“. Der Umzug hatte sich in vielerlei Hinsicht gelohnt: Das Zimmer war grösser, das Frühstück besser, keine lauten Pensionäre :-D, der Vermieter brutal freundlich und der kleine, vier Monate junge Welpe so süss, dass Mirjam ihn bei unserer Abreise fast mitgenommen hätte.
Ab diesem Zeitpunkt ging es Schlag auf Schlag in Richtung Rio. Nach einer kurzen Nacht in Porto Seguro fuhr uns um 6:30 Uhr am Morgen ein Bus innert 13 Stunden - mittlerweile ebenfalls fast Peanuts für uns :-) - nach Vitoria. Eine weitere Übernachtung später war dann der dritte Inlandflug fällig und wir landeten bereits um die Mittagszeit in Rio de Janeiro, einer Stadt die mehr Einwohner hat, als in der gesamten Schweiz ansässig sind!
* Es ist an dieser Stelle anzumerken, dass Filet Mignon in Brasilien nicht teurer ist als jedes andere Gericht. Hier in Arraial d'Ajuda zum Beispiel, machte dieses Gericht für zwei Personen umgerechnet Fr. 14.00 aus. Wir sind also durchwegs Gourmets, aber immer noch auf Low-Budget-Basis! ;-)
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Kathedrale San Francisco - Salvador |
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Verblassende Zeichnungen in der Kathedrale |
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Das Kirchenschiff voll aus Gold :-0 |
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Malerischer Platz in Salvador |
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Ach...wie schön kann das Leben sein :-) |
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Flotte Bienen in Salvador ;-) |
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Wahrzeichen von Salvador - Lift zwischen Unter- und Oberstadt |
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Historisches Ford am Strand - Salvador |
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Riesiger Stau entlang des Strandes -> Da freut sich der Smog ;-) |
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Empfang in Morro de Sao Paulo - Die Schubkarren sind zum Gepäcktransport vorgesehen... . |
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Hauptstrand von Morro |
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Tagesausflug zum schönsten Strand von Morro - Palmen, Sonne, Strand und Meer |
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Schwimmende Bar in einem Atoll vor Morro - sehr verlockend... |
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Welchen Hummer darf's bitte sein? - Wir haben uns für Tapiocas entschieden :-) |
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Chillen in einer der vielen Buchten von Itacare |
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Kleiner Gast unter unserem Tisch :-) |
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Hauptstrasse in Itacare |
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Grillierter "Quitschi"-Käse am Strand - hmmm |
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Arraial d'Ajuda - zauberhaftes Städtchen |
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Unser Hostel für "Party-Pensionäre" :-D |
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Lächeln I zu Beginn eines 12 km Marsches... |
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Lächeln II zu Beginn eines 12 km Marsches... |
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Kirche in Trancoso |
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Schnuggeliger Welpe in der Pousada Campo Verde |
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Kunst am Meer... |
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Wir nannten ihn "Schilibingg" ;-) |
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