Samstag, 28. Januar 2017

Argentinien - Ushuaia bis Punta Arenas

6. bis 10. November 2016

Entlang der rauen Küste von Argentinien flog uns unser Flugzeug immerfort in Richtung Süden und nur sporadisch liessen uns die dicken Wolken einen Blick auf die schnee- und eisbedeckten Gipfel werfen. Als der Kapitän kurz vor der Landung über Lautsprecher bekannt gab, dass es in Ushuaia schneit und ein kalter Wind weht, erschauderten wir in unseren Sitzen. Wird es wirklich so kalt werden? Nach unserer Ankunft in der seeeehr kleinen Ankunftshalle hatte sich der Schnee glücklicherweise bereits verzogen und wir konnten sogar ein paar Sonnenstrahlen erhaschen. Aber wir waren gewarnt: So schnell wechselt sich also das Wetter in Patagonien!

Mittlerweile hatten wir erkannt, dass 90 % aller Touristen in Patagonien denselben Weg reisen und ihre Unterkünfte im Voraus buchen. Dies führt leider dazu, dass spontan Reisende wie wir, kurzfristig fast keine Unterkünfte mehr finden oder für diese einen sehr hohen Preis bezahlen müssen. In Ushuaia hatten wir uns deshalb wieder einmal unter die „richtigen Backpacker“ mischen müssen und zwei Betten im 6er Schlafsaal gebucht. „Wird schon schiefgehen“, dachten wir noch und begaben uns in unseren Raum. Dieser stank aber komisch nach Alkohol und so lüfteten wir erstmals unseren Dorm so richtig durch. Am Abend war dann klar... wir hatten drei Australier im Raum, welche sich mehr am Alkohol und weniger an der Natur ergötzten. Wäre uns ja eigentlich auch egal, aber die Bierfürze in der Nacht und der Gestank im ganzen Raum waren so schlimm, dass wir uns am frühen Morgen wirklich fast übergeben mussten [kein Witz!]. 

Ein wenig müde packten wir unsere Wandersachen und stiegen ins leicht überteuerte Taxi. Nach dieser Nacht wollten wir unseren Nasen ein wenig in der Natur lüften und wanderten deshalb zum Lago Esmeralda hoch. Die kurze Wanderung zeigte uns Patagonien erstmals von seiner schönen und doch rauen Seite - viel Wind, ein bisschen Regen, dann wieder Sonne und warm. Wälder voller schräg wachsender Büsche und Bäume, ein Flüsschen mit Biberdamm, Sumpflandschaften und Steinebenen wechseln sich innerhalb von nur ein paar 100 m ab und dies alles umgeben von hohen, schneebedeckten Gipfeln. Einfach wunderbar und eindrucksvoll...

Aus unserem Hostel hatten zwei weitere Jungs denselben Plan gehabt und uns sozusagen auf dieser Wanderung begleitet. Wir verstanden uns gut, lachten viel und entschieden uns, die gelungene Wanderung am Abend in einem Steakhouse bei einem Parilla (gegrilltes Fleisch) zu feiern. Als uns der Kellner später nur zwei anstelle von drei Filetsteaks verrechnete, waren wir dann auch nicht böse :-). 

Zurück im Hostel sprechen wir mit dem Personal über die furzenden Australier und waren gleich erleichtert. Unsere Mitbewohner waren bereits abgereist und wir teilen unseren Raum lediglich mit zwei netten Jungs und einer spät eincheckenden Frau. Was kann da schon schief gehen??? Aber... die Geräusche, die diese schnarchende Frau in dieser Nacht von sich gab erinnerten uns an einen angeschossenen Bären, welcher einen Dudelsack zum Abendessen verspeist hatte. Trotz Oropax hören wir das Schnarchen und glauben im Nachhinein, sogar die Erschütterungen am vollen Leibe gefühlt zu haben. Schrecklich... aber ja... die Hoffnung stirbt zuletzt. Für die kommenden zwei Nächte hatten wir in einem anderen Hostel einen 4er Schlafsaal gebucht. Minus zwei Betten erhöht die Chance auf einen ruhigen Schlaf, oder? Da wird es bestimmt besser... jaja :-)

Eingecheckt im neuen Hostel ging es keine 10 Minuten später erneut los. Mit dem Bus fuhren wir in den Nationalpark Tierra del Fuego. Eine 10 km lange Wanderung entlang einer Meeresbucht und durch märchenhafte, mit Moos überwucherte Wälder stand auf unserem Programm. Da wir vor der Rückfahrt unseres Buses noch ein wenig Zeit hatten, gönnten wir uns auf einem Hügel direkt am Meer noch ein kleines Nickerchen und tankten in der selten scheinenden Sonne regelrecht auf.

Das 4er Zimmer im neuen Hostel teilten wir mit einer Österreicherin und Diego, einem Argentinier. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir kurz nach Mitternacht erwachten und feststellten, dass der wirklich nette Diego auch ein "Bär" ist. Er besass die erschreckende Fähigkeit, in jeder Stellung (sogar auf dem Bauch) schnarchen zu können. Dies bemerkten wir, da diverse Versuche wie z.B. Bettrütteln oder auf die Schulter klopfen erfolglos von uns unternommen wurden. Diego bewegte sich jeweils nur kurz und schnarchte eine Minute später zufrieden weiter. Verzweifelt haben wir in dieser Nacht beschlossen, zukünftig Gruppenunterkünfte wenn irgendwie möglich zu vermeiden. 

Unseren letzten Tag in Ushuaia verbrachten wir mit dem Erkunden des farbigen Städtchens und der Organisation unserer Weiterreise. Wir kauften uns eine Busfahrt nach Punta Arenas in Chile und von dort, nach 2-stündigem Zwischenaufenthalt, eine Weiterfahrt nach Puerto Natales. „Sollte problemlos klappen“ dachten wir, bis wir morgens um 8 Uhr in den Bus stiegen und vernahmen, dass die Chilenische Grenzkontrolle nach dem Motto „eine Stunde Arbeit, drei Stunden Pause“ am Streiken ist. Unser Bus musste demnach 2 geschlagene Stunden an der Grenze warten, bis die Fahrt weiter zur Magellan Strasse ging. Dort hatte aber die Fähre ihren Betrieb aufgrund des starken Windes vorübergehend eingestellt und wir konnten weitere 3 Stunden warten, bevor wir uns in die Wogen stürzten. Bis zu geschätzten 3 m hohe Wellen liessen die Fähre hoch und runter sausen und wir mussten aufpassen, dass nicht plötzlich jemand weibliches aus dem WTMS-Team unfreiwillig die Fische fütterte. 

Ein positiver Aspekt dieser Marathonfahrt war die Bekanntschaft mit dem französischen Pärchen Helene & Matthieu, welche direkt vor uns sassen. Per Zufall hatten die beiden genau den gleichen Bus und auch das gleiche Hostel in Puerto Natales gebucht. Als wir erst nach Mitternacht in Punta Arenas ankamen, war deshalb klar, dass wir uns gemeinsam nach einer Unterkunft umschauen würden. Mirjam wurde, Gott sei Dank, nach kurzer Nachfrage beim Buschauffeur sofort fündig. Wir teilten ein kleines Zimmer, stornierten die reservierte Nacht im 250 km entfernten eigentlichen Ziel und buchten für den kommenden Tag eine neue Busfahrt. Endlich wollten wir in der Stadt ankommen, welche als Ausgangspunkt für den Nationalpark Torres del Paine bekannt ist. Puerto Natales, wir kommen... irgendwann ;-).


Anflug auf Ushuaia
Jeah... wir sind richtige Backpacker in einem Dorm!!!


Ein "Katzensprung" nördlicher wäre es jetzt warm und sonnig ;-)
Wanderung zum Lago Esmeralda

Noch ein wenig müde aber froh, wieder frische Luft zu schnuppern ;-)


Brainstorming: ...wohin soll das WTMS-Team wohl als nächstes Reisen??? 
Am Ende der Welt - Küstenwanderung im Tierra del Fuego (Feuerland) Nationalpark 



Papageien am Ende der Welt??? Ob sich da wohl jemand verflogen hat?


Ushuaia Downtown ;-)

Streik an der Grenze zu Argentinien - 1h Arbeiten; 3h Streiken...argh :-(

Fähre zur Überquerung der Magellan-Strasse... wer glaubte hier, dass uns ~3 m hohe Wellen erwarteten?




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