Bis wir in Potosi ankamen, wussten wir nur etwas über diese Stadt in Bolivien: Nämlich, dass es in den Hostels auf über 4'000 m ü.M. sehr kalt sein würde. Wir entschieden uns deshalb für ein Hostel im Zentrum, in welchem uns die etwas kurz angebundene Empfangsdame den Bestand einer Heizung bestätigte. In der Hoffnung auf baldige Wärme machten wir es uns im etwas schmuddeligen, noch kalten Zimmer bequem. Bald bemerkten wir, dass die «Heizung» ein Lüfter im Gang ist und unseren Raum wohl nicht wirklich heizen wird. Naja…Not macht ja bekanntlich erfinderisch und so steckte Mirjam den vor ein paar Tagen gekauften Fön in der Steckdose ein und wärmte uns unter der Bettdecke. Es war herrlich warm...
Potosi liegt am Berg «Cerro Rico», welcher früher über ein unglaubliches Silbervorkommen verfügte. Dessen Abbau, forciert durch die spanischen Eroberer, machte Potosi im 17. Jahrhundert kurzum zu einer der reichsten und grössten Städte weltweit. Leider forderte der Abbau des kostbaren Metalls aber auch zahlreiche Todesopfer (~8Mio. gemäss Wikipedia!). Bis heute handelt es sich immer noch um eine knochenharte Arbeit, welche teilweise sogar von Kindern um die 14 Jahren ausgeführt wird. Durch die schlechte, verschmutzte Luft in den Minen ist dann auch die Lebenserwartung viel tiefer als sonst üblich und liegt bei gerade 35-55 Jahren!
Nun, genau in so einer Cooperativen Miene, in welcher auch heute noch gearbeitet wird, buchten wir am kommenden Tag eine geführte Tour. Mit einem sehr, sehr mulmigen Gefühl folgten wir immerfort den Schienen und krochen durch die pechschwarzen Stollen, welche einzig durch die Strahlen unserer Stirnlampen erhellt wurden. Wir sahen Minenarbeiter bei der Arbeit zu, beschenkten diese mit zuvor gekauften Dingen wie Handschuhen, Erfrischungsgetränken oder Dynamit (die Stange kostet übrigens 75 Rappen) und schlugen unsere Helme geschätzte 100 Mal gegen die bröckelige Decke oder einen morschen Stabilisierungsbalken. So kämpften wir während ca. 2 Stunden gegen die Platzangst und bewegten uns unter Tag, was uns im Nachhinein wie ein Traum vorkam. Schliesslich waren wir froh, als wir das «Licht am Ende des Tunnels» sahen und diese etwas merkwürdige Erfahrung als abgehackt betrachten konnten.
Mittels eines Reisecars ging es nach zwei Tagen weiter nach Uyuni, wo wir eine 3-tägige Tour beim Anbieter «Red Planet» buchten. Mit zwei Geländefahrzeugen fuhren wir in die Wüste Richtung Salar de Uyuni, dem grössten und höchst gelegenen Salzsee der Welt. 12’000 km2 gross und bis zu 100 m tief soll dieses unglaubliche Salz- und Lithiumvorkommen sein. Ein unglaublicher Schatz! Stundenlang fuhren wir über diese weisse, salzige Pracht, die uns entfernt an hartgefrorenen Schnee erinnerte. Natürlich machten wir diverse Fotostopps und wanderten auch auf die berühmte Insel namens Fish-Island, welche sich inmitten auf dem See befindet und überwuchert von riesigen Kakteen ist. Was für ein Ausblick! Die kalte Nacht verbrachten wir in einem Hotel, welches aus Salz gebaut wurde. Diese Häuser, welche von Gesetz aus alle 10 Jahre neu gebaut werden müssen, isolieren zum Glück nicht schlecht und behalten die «leichte Wärme» über Nacht, sodass uns im geliehenen Schlafsack wollig warm war. Glücklich über den tollen Tag schliefen wir bei Zeiten ein.
Aufgrund eines kleinen Missverständnis warteten am kommenden Morgen ca. 20 Personen und zwei deutsche Kollegen (Christian & Matthias aus Köln) auf uns. Naja…da hatten wir wohl das «Spenglisch» falsch verstanden und uns um 5 Minuten verspätet. Der zweite Tag entwickelte sich nach rund einer Stunde ebenfalls zu einem richtigen Highlight. Zuerst wurden unsere Mägen jedoch noch etwas auf die Probe gestellt, denn unser Fahrer hatte es sich offenbar zum Ziel gesetzt, für eine zukünftige Rally zu trainieren. So raste er etwas besessen durch die Atacama Wüste und lies dabei fast keine Bodenwelle aus. Mirjam, welche an diesem Tag leider den hintersten Platz im Wagen erwischt hatte, stiess sich dabei mehrmals den Kopf an der Wagendecke und war froh, als wir beim ersten Stopp eine Cola zur Beruhigung ihres Magens kaufen konnten. Danach wird der Tag wirklich super und wir besuchen wunderschöne Täler, grüne, blaue und rote Lagunen und staunen ab der Vielfalt, die eine Wüste aus Stein und Fels bieten kann. Kurz vor unserem Tagesziel fuhren wir an dampfenden und brodelnden Geysiren vorbei, bevor wir unsere kalte Hütte mit Massenschlag erreichten. Da für diese Nacht eine Temperatur von -20°C prognostiziert wurde, waren wir über die nah gelegenen 37°C heissen Thermalquellen sehr erfreut und genossen im heissen Wasser (unter dem glasklaren Sternenhimmel inklusive Milchstrasse, Mars, Jupiter, Saturn und dem hier berühmten Southern Cross) ein kühles Bierchen bevor wir es uns in unseren Schlafsäcken mehr oder weniger gemütlich machten.
Der letzte Tag des Uyuni-Trips startete früh und brachte uns erneut an eine für uns noch unbekannte Landesgrenze. San Pedro de Atacama in Chile, eine Oase inmitten der trockensten Wüste der Welt, sollte für die kommenden paar Tage unser neues Zuhause werden.
etwas eng... |
Mit Dynamit spielt man eigentlich nicht - man raucht es ;-) |
Sicht aus dem Hostelzimmer auf den Cero Rico |
Föhn macht schön oder wärmt ;-) |
Auf in den Salar de Uyuni... |
...vorbei am Zugfriedhof |
Salzproduktion |
Unser Fahrzeug auf der Tour |
Wer nervt, fliegt! |
Glücksritt in die Zukunft - danke Jane :-) |
On top of Fish-Island |
Salz geleckt - check! |
Hola |
Mittagessen in der Wüste |
Ein Flamingo habe ich (Mirjam) von nahem gesehen - unten sind die Richtigen ;-) |
Tanken muss auch sein... |
Unsere Reisetruppe durch den Salar |
Handynapping - tja selber schuld Christian und Martin aus Köln |
Geysir am rauchen... |
Geysir am blobbern... |
und es war eisig kalt! |
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