14. bis 24. Juli 2016
Das Amazonasbecken (über 60 % davon liegt auf brasilianischem Boden) gilt als eines der grössten, artenreichsten und naturbelassenen Gebiete weltweit. Man geht davon aus, dass in der Region etwa ein Viertel der lebenden Tier- und Pflanzenarten ihr Habitat haben. Piranhas, Anakondas, Jaguare, Brüllaffen und Aras (Papageien) zählen unter anderem neben Indianern zu den Bewohnen dieses grünen, üppigen Gebietes, welches unser nächstes und zu diesem Zeitpunkt noch fast völlig unbekanntes Ziel war. Einzig wussten wir, dass wir die Brasilianer aufgrund der portugiesischen Landessprache nicht gross verstehen werden und dass wir uns vor Moskitos und deren Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber oder dem ZIKA-Virus in Acht nehmen mussten. So flogen wir über São Paulo nach Manaus, in die Hauptstadt des Amazonas.
Da die Hauptsaison noch nicht gestartet hatte, konnten wir zu einem super Preis ein Zimmer im Hotel Seringal ergattern, welches für das riesige Frühstücksbuffet bekannt ist. Dieses haben wir dann auch während der nächsten paar Tage entsprechend unter die Lupe genommen und jeweils wohl gestärkt die Stadt und den bekannten Strand „Punta Negra“ erkundet. Letzteren, feinkörnigen Sandstrand erreichten wir nach einer 45-minütigen, sehr heissen Busfahrt quer durch Manaus. Eigentlich wollten wir uns bei dieser Gelegenheit im schwarzen Wasser des Rio Negro von dem super-schwitzigen Wetter (~33°C bei 90% Luftfeuchtigkeit) abkühlen. Das Wasser war leider fast noch wärmer als die Umgebungstemperatur und so flohen wir bald wieder in den kühleren Schatten unseres Sonnenschirms, welchen wir mit einem dankbaren Streuner teilten.
In Manaus besuchten wir zudem mit viel Vorfreude das weltbekannte „Teatro Amazonas“. An einem Abend bot es uns die Gelegenheit dem „Amazonien Synphonieorchester“ lauschen zu können. (Insgesamt war der Besuch sehr eindrücklich! Was jedoch die Musik anbelangte, war es dann aber auch einmal genug! :-) Des weiteren verbrachten wir in Manaus viel Zeit damit, ein gutes Schiff für die 1500 km Fahrt auf dem Amazonas Richtung Belem und ein bodenständiges Unternehmen für eine Dschungeltour zu buchen. Amazonas Green Tours machte schlussendlich das Rennen und wir entschlossen uns, mit dieser Tour für 4 Tage und 3 Nächte ins Unterholz zu kriechen und den Kampf gegen die Moskitos, Schlangen und Vogelspinnen aufzunehmen.
Die Tour startete früh am Morgen und wir besuchten als erstes einen Indianerstamm, welcher uns verschiedene Tänze vorführte und ein wenig etwas über das Leben am Amazonas schilderte. Schon faszinierend dieser Fluss, der sich über 7500 km von der Quelle in Peru bis hin zum Ozean schlängelt und teilweise über 25 km breit ist. Als nächstes stand das Schwimmen mit wilden, pinken (und gar nicht so süssen!) Delphinen an der Tagesordnung. Die Anweisung war einfach: Schwimmsachen anziehen, ins Wasser hüpfen und einem Typen bei der Fütterung der Delphine zuschauen. Es wurde uns auch noch versichert, dass die liebeswürdigen Freunde von Flipper absolut harmlos sind und auch gerne angefasst und gestreichelt werden dürfen... einfach nicht am Kopf! So schwammen wir, umgeben von 5 - 6 Delphinen für ungefähr 15 Minuten bis der Finger einer gewissen Teilnehmerin aus versehen von einem Delphin als Sardine interpretiert wurde. Mirjam kreischte laut auf und verliess das Wasser mit blutenden Wunden an zwei Finger. Zum Glück nichts Schlimmeres aber... die Tour fing ja gut an! :-)
Nach weiteren Attraktionen wie riesige Seerosen, Affen in Bäumen und einem Mittagsessen fuhren wir, natürlich immer mit dem Schnellboot, zu einem schwimmenden Zoo, wo wir das erste Mal Bekanntschaft mit einem Faultier und einer Schlange (~4 m lange Rainbow-Boa) machten. Beides konnten wir ausgiebig in den Armen halten, schossen zahlreiche Fotos und fühlten uns dennoch irgend wie zu stark als Touristen. Naja... wird wohl nicht das letzte Mal sein. Nach Boot, Bus und einer weiteren Bootsfahrt erreichten wir am späten Nachmittag unsere Lodge im Niemandsland des Dschungels und freuten uns über ein üppiges Abendessen.
Von der Lodge aus machten wir in den kommenden zwei Tagen diverse „Expeditionen“, wo wir den Dschungel zu Fuss erkundeten, mit dem Kanu Faultiere in den Bäumen suchten oder in der Nacht auf Jagd nach Kaimanen gingen (und diese auch fingen). Höhepunkt war aber die letzte Nacht, welche wir in einem selbstgebastelten Camp, 40 Bootsminuten entfernt von der Lodge, im tiefen Dschungel in einer Hängematte verbringen mussten... ääähh durften! Da mittlerweile keine anderen Gäste mehr in der Lodge verweilten, kümmerten sich unsere beiden „Bear Grils“-Guides entsprechend gut um uns und bauten mit ihren Macheten das Camp, kochten über dem offenen Feuer Reis und Hähnchen und erzählten uns Gutenacht-Geschichten zum Einschlafen. Die Nacht war dann eher lang... das Liegen in der Hängematte, anhaltendes Gezirpe der Grillen, unterbrochen von ohrenbetäubendem Affengebrüll und rascheln im Gebüsch war nicht gerade hilfreich zum richtigen Entspannen der Gemüter bzw. doch recht ungewohnt für uns... trotz allem aber ein unvergessliches Erlebnis! Unsere Guides zumindest konnten gut schlafen und waren frohen Mutes, als sie uns am Morgen Kaffee und Biskuits servierten und eine weitere Dschungel Erkundungstour, quer durch das dichteste Gebüsch, vorschlugen.
Zurück in der Lodge waren wir extrem froh über die Dusche und über das servierte Mittagsessen. Wir spielten zum Abschied nochmals ausgiebig mit den beiden Hausaffen Aranilla und Chicco, schossen tausende Selfies mit den Beiden und fuhren traurig und doch froh zurück nach Manaus. Sandro war vor allem erleichtert, Mirjam nicht mehr mit Chicco teilen zu müssen und endlich ohne Nebenbuller zu sein ;-). Froh waren wir aber auch, dass wir pro Person nur ~1-2 Mückenstiche zu verzeichnen hatten. Den täglich mehrfach aufgetragenen Anti-Mückenspray sowie der Fakt, dass der Amazonas ein Antiseptikum enthält, welches Mückenlarven nicht gut gedeihen lässt, halfen hervorragend mit und zerstörte für uns den Mythos von riesigen, menschenverfolgenden, blutrünstigen Moskitoschwärmen am Amazonas.
Wie bereits erwähnt, hatten wir uns entschieden, die Strecke zum Ozean (nach Belem) mit der Fähre zurückzulegen. Auf dieser fünftägigen Fahrt auf dem Amazonas wollten wir uns nach einer doch sehr intensiven Zeit wiedermal Ruhe gönnen. Wusstet ihr übrigens, dass der Amazonas ~17%! des Frischwasservorkommens weltweit enthält und täglich 26 Mrd. Liter pro Minute in den Ozean transportiert?! Unvorstellbar diese Zahlen, oder? Naja, wir checkten auf besagter Fähre bereits am Vortag ein, schnappten uns eine Kabine mit funktionierendem Kühlschrank, Klimaanlage und Dusche/WC und staunten über die riesigen Flächen, welche für Passagiere mit Hängematte zur Verfügung standen. Unglaublich, wie eng aufeinander diese Passagiere ihren Tag (und noch schlimmer die Nacht!) verbringen müssen.
Ein Erlebnis war die Fahrt allemal! Die Fähre fasste ungefähr 750 Passagiere, von welchen offenbar immer mindestens die Hälfte wie Ameisen in ihrem Nest umherlaufen mussten. Zu Beginn der Reise war die Fähre zum Glück noch nicht voll ausgebucht und wir konnten teilweise sogar noch einen, der an einer Hand abzählbaren Tische, auf dem obersten Deck ergattern. Dort war auch eine kleine Cafeteria eingerichtet, welche leider ihren Auftrag missverstanden hatte und mehr eine Disco war als eine Imbissecke. Das Restaurant auf dem Mitteldeck fanden wir erst am zweiten Tag, nachdem wir einen Raum mit Platz für 350 Hängematten durchquerten und mal so eine Tür öffneten. Leider war das Restaurant zu den Hauptmahlzeiten jeweils nach kurzer Zeit mit dem Essen ausgeschossen und so dauerte es einen weiteren Tag, bis wir zum ersten Mal ein Teller mit Nahrung ergattern konnten. Serviert wurde bei unseren zwei Besuchen immer dasselbe: Fleisch, Reis, Bohnen und wässrige Spagetti. Wir waren froh, dass wir uns vor der Abfahrt mit Wasser, Cola, Bier, Snacks und Früchten eingedeckt hatten und nicht auf diese Kochversuche angewiesen waren. In unserer Kabine genossen wir die warmen Abende beim Würfeln, Filme schauen, lesen oder beim Haareschneiden von Sandro's inzwischen herangewachsener Mähne (Das Moos musste wieder einmal gezügelt werden :-) ). Einzig mit der Tür zum bereits erwähnten, benachbarten 350-Passagiere-Raum hatten wir während der gesamten Fahrt unsere lieben Mühen. Aus Blech zusammengeschweisst und somit keineswegs geräuscharm, wurde sie leider oft auf- und zugeschlagen. Aufgrund der fehlenden Dichtung verursachte dies einen kleineren Urknall in unserer Kabine, was vor allem dem weiblichen Wohl in derselben sehr schadete. Beim Versuch, die Türe mit Taschentücher, Tape und Schnur zur Ruhe zu bringen, haben wir uns eines Abends sogar noch aus unserer Kabine ausgeschlossen. Die „Schiffsmutter“ (alte Frau, welche offenbar für alles zuständig war?!) lächelte uns aber nur mit ihrem „dumme Gringos“-Lächeln an, schloss die Tür mit dem Ersatzschlüssel auf und textete uns freundlich mit Portugiesisch voll... keine Ahnung, was sie uns mitteilen wollte :-)
Im Hafen von Santarem stoppte das Schiff für 10 h. Wir nutzten die Gelegenheit und schnappten uns mit zwei anderen Passagieren ein Taxi, welches uns an den Strand von "Alter de Chao" fuhr. Der Strand vor Ort ist einer der schönsten im gesamten Amazonasbecken. Im feinen Sand und glasklarem Wasser genossen wir neben einem abkühlenden Bad auch ein gemütliches Frühstück, bestehend aus frittiertem Fisch, Shrimps und Reis. Endlich wieder etwas vernünftiges zu Essen, auch wenn eigentlich Brotzeit wäre!
Hola Amigos, habe eure letzten beiden Blogs richtiggehend verschlungen! Danke für die spannenden Momente und die tollen Fotos, die wir daheim gebliebenen so mitverfolgen können!!!
AntwortenLöschenEs gluschtet mich jetzt extrem und ich bin gespannt, ob ich mit Moni auch mal in den Regenwald komme, um die wilden Tiere zu beobachten...
Im Moment sind wir noch am diverse Abos kündigen und an der neuen Homepage, bin bereits am dritten Ferienblog. Die Ferien liegen zwar schon zwei Jahre hinter uns, wir wollen ja aber keine leere Homepage in Betrieb nehmen...!
Wir feiern bereits heute Abend den 1. August vor, sind bei Kollegen eingeladen auf ein feines Raclette (wo ich meine berühmtberüchtigen Caipis kredenzen werde)... leider ist es heute nach einigen warmen Sommertagen wieder nasskühl... Also, geniesst weiterhin euer spannendes Leben und lasst uns von Zeit zu Zeit daran teilhaben... Liebe Gruess vom Stone