Unsere Reiseroute führte uns in erster Linie nochmals zurück nach Bolivien, weil es von Santa Cruz de la Sierra gute Verbindungen zu unserem nächsten Reiseland Brasilien gibt. Wir waren jedoch auch gespannt, nebst der Andenregion, die wir nun bereits kennen, noch das Tiefland von Bolivien kennen zu lernen.
Die ersten 5.5 Stunden Busfahrt führte uns von Salta an die bolivianische Grenze nach Aguas Blancas. Schon etwas müde von der ersten Fahrt, überquerten wir die Grenze zu Fuss, stiegen in eine kleine Fähre für die Überquerung des Flusses und suchten in der bolivianischen Grenzstadt Bermejo eine Reisemöglichkeit, die uns an unser Endziel Tarija bringt. Da wir an der Grenze eine Schweizerin aus Genf sowie einen Franzosen mit dem selben Reiseziel kennengelernt haben, entschieden wir uns zu viert ein Taxi zu nehmen, welches nur unwesentlich teurer (pro Person + CHF 1.00) als ein vollgestopfter Minibus war. Nach weiteren rund 3 Stunden erreichten wir erschöpft unser Reiseziel. Am Busbahnhof wollten wir uns einen Überblick über die Stadt anhand eines Stadtplans machen und herausfinden, wo wir uns befanden und wie wir zu unserem Hostel Kultur Berlin kommen konnten. Leider konnte uns kein/e Einheimische/r weiterhelfen. Niemand konnte uns anhand des Planes zeigen, wo sich der Busbahnhof befindet. Dies führte uns erneut tragisch vor Augen, wie schlecht diese Landsleute ausgebildet sind. Nachdem wir den Platz selbst auf der Karte fanden und den Einheimischen zeigten, lächelten diese überglücklich und waren auf die neu gewonnene Erkenntnis sichtlich stolz...
Das besondere an Tarija sind die Weinberge direkt vor den Toren der Stadt. So führte uns ein Ausflug zu den Winzern im Hinterland in Richtung El Valle de la Concepcion, das als Heimat der "höchsten" Weine der Welt und des prickelnden Singani (destilierter Traubengeist) gilt. Als besonderes Highlight der Tour stelle sich die Erfahrung mit einer bolivianischen Degustation der Weine im Casa Viejo heraus. Eine Gruppe von ungefähr 30 Leuten musste einen Kreis bilden. Nach jeweils einer kurzen Erklärung des Winzers zu jedem Wein, wurde pro Wein je ein volles Glas zur Verkostung in Umlauf gegeben. Wir waren froh, dass das letzte Glas hochprozentigen Brand beinhaltete, der die möglichen angesammelten Bakterien wieder desinfizierte.
Bevor die Reise mit einem 50-minütigen Flug nach Santa Cruz de la Sierre weiterging, verbrachten wir einen weiteren Tagen mit einer Wanderung zu einem schönen Wasserfall und einem dazugehörenden Bad - dem männlichen Teil des Wandergespanns war das Wasser zu kalt :-) - im Fluss. Bevor wir jedoch zum Wanderweg gelangten suchten wir vergebens für über eine Stunde den Bus, der uns dorthin führen würde. Obwohl wir mehrmals Busfahrer, Passanten oder Strassenverkäufer ansprachen, war die Busstation für uns unauffindbar und so bissen wir halt in den sauren Apfel und nahmen uns für ~4 CHF ein Taxi. ;-)
Das im Süden von Santa Cruz liegende Dörfchen Samaipata ist für mehrere Dinge bekannt. Der nahe gelegene Naturpark, das El Fuerte de Samaipata und das genüssliche Leben der vielen Aussteiger, die sich hier im eher subtropischen Gebiet niedergelassen haben.
Wir hatten uns im Hostel Lynda ein Zimmer für 4 Nächte gebucht und wurden dort auch herzlich empfangen. Die ehemalige Kanadierin führt das Hostel mit nur 3 Räumen nun seit zwei Jahren und gab sich, ab und zu auch ein wenig gespielt, sehr freundlich und interessiert. Die beiden Haustiere Shadow & Lucky (Hund und Katze) taten ihren Rest, sodass wir uns wieder einmal so richtig wohl und zu Hause fühlten.
Abgesehen vom Markt erinnerte uns hier nur wenig an das bisher erlebte in Bolivien. Wir assen im französischen Restaurant „Ratatouille“, im argentinischen Terra Libre Spaghetti al Pesto oder Filet Mignon und in der Imbissbude gab es feine Falafel. Natürlich schauten wir bei einem grossen Bier das Halbfinale und Finale der Europameisterschaft und schmunzelten ab den zahlreichen deutschen und französischen Fans, die jeweils mit hängenden Köpfen das Restaurant verliessen.
Tagsüber besuchten wir die Sehenswürdigkeiten. Das El Fuerte de Samaipata, Inka-Ruinenstädte, machte den Anfang und wir waren doch ziemlich erstaunt ab dem 400 m langen, Brocken Stein, der hier so in der Gegend herumliegt. Zahlreiche Bilder wurde von den Inkas damals eingemeisselt und es wird vermutet, dass hier grosse Zeremonien stattgefunden haben. Die Aussicht auf dieser fast 2'000 m hohen Anlage war phänomenal. Leider kam der Wind immer mehr auf und wir mussten am Ende aufpassen, dass wir nicht regelrecht davon geblasen wurden.
Am kommenden Tag reisten wir mit einer kleinen Gruppe von 6 Personen in den nahe liegenden Amboro Nationalpark, der für seine einzigartige Flora bekannt ist. Bis zu 10 m hohe, aus der Zeit der Dinosaurier stammende Farne prägen hier das grüne Gesamtbild. Wir wanderten für ungefähr 5 Stunden durch diese prächtigen Wälder. Zur Belustigung der Truppe sorgte ein Tourist, welcher Ornithologie (Vogelkunde) studiert und jedem Pieps nachgehen musste.
Den letzten Tag in diesem sehr erholsamen und wunderschönen Gebiet verbrachten wir mit dem Besuch von einem kaskadierten Wasserfall. Glücklicherweise hatte das Wetter während unseres Aufenthaltes auf ungewöhnliche, frühlingshafte Temperaturen umgeschlagen und wir konnten in der obersten Kaskade sogar baden bzw. duschen.
Grundsätzlich gibt es in Samaipata wohl nur einen einzigen, aber sehr gewichtigen negativen Punkt. Der einzige Bankautomat funktioniert nicht mit Europäischen EC-Karten! Zusammen mit dem Fakt, dass im gesamten Dorf keine Kreditkarten akzeptiert werden, macht dies eine Bezahlung relativ schwierig und wir waren dann doch froh, dass der Automat wenigstens die VISA Karte (10 CHF Gebühr pro Bezug) akzeptierte. Umgerechnet 70 CHF konnten wir maximal beziehen, was zusammen mit unseren restlichen Dollar gerade genügte, um unsere Rechnungen zu begleichen. Mit ~3 CHF Restgeld kamen wir zurück nach Santa Cruz und suchten als erstes einen funktionierenden Bankautomaten auf.
Als Gegenleistung, für ein billig gebuchtes Hostel zurück in Sant Cruz assen wir ein.... ja richtig... ein Cordon Bleu in einem deutschen Restaurant! Wow... wie dies uns schmeckte! Heimat pur :-) Das Hostel war dann wirklich billig und wir verbrachten zwei Nächte auf der wohl härtesten Matratze der Welt. Sogar der Besitzer begutachtete auf unseren Hinweis das Brett, ähh... Bett und meinte, dass hier etwas gemacht werden muss.
An der Grenze in Aguas Blancas (Argentinien) - Bermejo (Bolivien) - nicht so touristisch und vorzeigewürdig... |
Streetart in Tarija |
Wanderung zum Wasserfall nahe Tarija |
Die Hauskatze im Hotel in Santa Cruz - mal lieb mal nicht so... |
El Fuerte |
Viel Wind... |
... und noch mehr Wind ;-) |
und "no comment" ;-) |
Kunstvolle Wegweiser in Samaipata |
Im Office ;-) |
Nationalpark Amboro |
Dusche in den Cascadas |
Juheee 1 |
Juheee 2 |
Dieses Cordon-Bleu werden wir nicht so schnell vergessen.. :-) |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen